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Katinka Reichelt

Zöliakie: Vergiss Gleichstellung.


Gerade bin ich auf der Backmesse in München; auf der Suche nach maschineller Erleichterung für den besten Ehemann aller Zeiten. Bevor ihm vom Brötchenrollen die Arme abfallen. Oder vom Kekse portionieren. Oder vom Brote formen. Oder oder oder. Von seiner ganzen unermüdlichen Handarbeit.

Immer noch Service-Wüste: das glutenfreie Angebot in Restaurants
Das Desaster mit glutenfrei

Und weil ich nachts gerade nicht mehr von meinen kleinen Mini Rebels unterhalten werde, sondern nur noch von meinem eigenen Gehirn, dachte ich, statt zu schlafen, über mein Abendessen gestern nach. Siehe Foto.

Ich hatte einen Rucola-Salat bestellt, um auf der sicheren glutenfreien Seite zu sein.

Er toppte das kärglich-scheußliche Brot auf dem Frühstücksbuffet um Längen.


Als ich nach einem Dessert fragte, schlug der Kellner den Chocolate Lava Cake vor. Er meinte, das müsse eigentlich funktionieren, weil da ja ganz viel Schokolade drin sei.

Ahh ja.





Vor ein paar Tagen sprachen wir mit Bernd Geiger. Er betreibt nicht nur ein sehr gemütliches Bauernhof Café in Jülich, in dem es demnächst auch glutenfrei geben soll. Er baut auch gerade ein wunderschönes Restaurant auf, den „Schwan“.


Er wollte seiner Frau, die unser glutenfreies Angebot sehr liebt, etwas Gutes tun und entführte sie in ein 5-Sterne-Hotel, das sich selbst als topfit im Bereich der Glutenfreiheit wähnte. Seine Annahme: Dann kann ja nichts schief gehen. Oh, doch! Ergebnis: Am Ende des langen Frühstücksbüffets lagen zwei verwaiste, eher sperrige Scheiben glutenfreies Toastbrot.


Wann darf man Zumutung als Zumutung bezeichnen?

Ein Anblick, den ich aus jedem Urlaub kenne. Und der mich manchmal einfach nur noch wütend macht. An fast allen, die Glutenfrei bereitstellen müss(t)en oder vorgeben, es zu tun, ist das Prinzip der Gleichstellung offenbar spurlos vorübergegangen. Gäste in Hotels, Restaurants, auf Bahnöfen und Flughäfen können sehen, wie sie klar kommen, oder sich selbst ein Schnittchen einpacken.

Sie zahlen in allen Hotelkategorien den gleichen Preis wie all diejenigen, die Gluten essen können. Sie bekommen im Gegenzug etwa 2-5 Prozent an Auswahl und Qualität.

Welcher Teil von "Nein." ist eigentlich so schwer zu verstehen?


Hunger. Ganz einfach.

Ein anständiges, glutenfreies Brot mit Spiegelei im Hotel wäre schön.

Michael Kitts, unser Partner bei Flour Rebels und einer der besten Küchenchefs der Welt, ging in Dubai in ein Restaurant, das u. a. glutenfreie Produkte an Supermärkte verkauft! Er fragte nach einem glutenfreien Sandwich. Antwort: "Who?" Auf Deutsch: Wer?

Das beschreibt in etwa die internationale, kulinarische Lage.

Im Zeitalter der Gleichstellung – „Glutenfrei? Ach ja… ist das nicht diese Modekrankheit?“ – möchte ich manchmal laut „HIER!“ schreien.

Im großen Weltbild ist das alles nichts, das ist mir bewusst. Aber wenn man unterwegs nach eines langen Tages Müh oder auch einem schönen Urlaubstag großen Hunger hat, oder die Kiddies, dann ist es (machmal) zu viel.


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